Wer mich kennt, weiß, dass ich mir meine PCs eigentlich schon immer selbst zusammen baue, warte und durch geziehlte Hardware-Updates lange nutze. Gerade die letzten Jahre, in denen Intel keine wirkliche Konkurrenz auf dem Prozessormarkt fürchten musste trat die CPU-Entwicklung nahezu auf der Stelle. Hier mal 10% Effizienz, da mal 10% mehr Takt – nichts, was man im Alltag wirklich spüren würde. Erst als AMD (danke!) 2017 mit Ryzen wieder eine konkurrenzfähige Architektur auf den Markt bracht kam wieder Bewegung in den CPU-Markt und die achte Generation der Intel Core-Prozessoren trat auf einmal mit 2 Kernen mehr (also sechs) gegen die 6 & 8-Kernigen AMD Ryzen an. Da die von mir genutzte Software mittlerweile auch gut mit vielen Kernen skaliert war endlich die Zeit für ein deutlich spürbares Upgrade gekommen.

Meine Workstation Anfang 2018 war mittlerweile ziemlich in die Jahre gekommen. Die CPU ein Intel Core i5 der zweiten Generation (2500k, 4 Kerne/4 Threads, leicht übertaktet bei 3.8GHz Takt auf allen CPUs) war nach 6 Folgegenerationen dann doch nicht mehr so Leistungsstark. Schon mein auch schon nicht mehr aktueller Notebook mit Core i7-5500U kam ihm bei nur 3GHz in der Single-Core Leistung sehr nahe (Geekbench: 3509 vs. 3671). Die weiteren Komponenten meiner Workstation waren teilweise 12 Jahre alt (ok – nur das Gehäuse). Die meisten Komponenten waren 2011 erneuert worden – es war also eher ein 7 Jahre altes System:

Intel Core i5-2500k
NVidia GTX660ti Grafikkarte
16GB RAM
SATA3 SSD als Systemplatte

Mein geliebtes Thermaltake Soprano DX Gehäuse war dieses mal auch fällig. Es hatte mir all die Jahre gute Dienste geleistet und ist stabil, wie am ersten Tag – aber nach 12 Jahren gibt es doch ausreichend Änderungen an den Gehäusekonzepten, USB 3.0 und bessere Dämmung, so dass die Investition in eine neue Außenhaut dann doch mal gerechtfertigt ist. Verwöhnt von der Vollalu-Tür des Soprano war allerdings eine Metall-Front meine Mindestanforderung an die Optik und Haptik. Diese hatte mich lange von einer Neuanschaffung abgehalten.

Glücklicherweise haben mich 2018 endlich die Schweden von Fractal Design erhört und den letzten Makel ihres Define R-Gehäuses ausgemerzt – die Fronttür war jetzt Alumunium, statt Kunstoff. Der Rest gefiel mir ohnehin schon in den Vorversionen:

  • Schlichtes Design mit Fronttür
  • Gehäusedämmung
  • Tolle Verarbeitung
  • Genug und durchdachtes Platzkonzept (z.B. war ich im alten Gehäuse immer auf Grafikkarten unter 27cm Baulänge beschränkt)

Bei der Auswahl der restlichen Komponenten war die erste große Entscheidung bei der CPU zwischen Intel und AMD. Ryzen bot im Zielpreissegment mehr Kerne, Intel mehr Leistung pro Kern. Da Adobe Software immer noch etwas besser auf Intel optimiert zu sein scheint (ist ja auch die Basis für die große Zielgruppe der Apple-Geräte) entschied ich mich für den Aktuellen Core i7-8700k mit 6 Kernen und 12 Threads (Hyperthreading). Beim RAM haderte ich lange, wegen der aktuell recht hohen Preise, 32GB einzubauen… 16GB reichen wohl meist, aber ich wollte einfach ein paar Jahre Ruhe haben und habe dann doch 32GB bestellt. Die Grafikkarte ist „einfach“ die aktuelle Generation meine „Performance“-Klasse Grafikkarte. Reicht auch mal für das eine oder andere Spiel und bringt mehr als genug Rechenleistung für alle Filter oder Adapter von Adobe, welche die GPU-Beschleunigung nutzen können. Letzte erwähnenswerte Komponente ist die SSD – ich habe gute Erfahrung damit bei einem neuen System die Systemfestplatte zu erneuern und die vorhandenen Speichermedien, mit meinen Daten als zusätzliche Platten einzubauen. Die ältesten Fallen dann immer irgendwann raus. Für die beste, preiswerte Performance setzte ich dieses mal auf eine M.2 SSD (Samsung 960 Evo), welche direkt über PCIe angebunden wird und so die volle Leistung der Flash-Speicher auspielen kann.

Nach einigen Stunden Zusammenbau lief das neue System am Samstagnachmittag… während des Kochens dann noch Windows 10 installiert – und gepatcht. Sonntag waren dann recht schnell alle Applikationen nach- und meine Daten umgezogen (sprich meine 2 SATA-SSD und 2 rotierende HDD waren eingebaut und die Daten auf die neuen Zielpartitionen zusammengeführt). Der Zugriff auf die beiden noch vorhanden Festplatten sind dann auch das einzige, was man im Normalbetrieb bei genauem Hinhören vom System wahrnehmen kann. Die temperatur-geregelten Lüfter und die Gehäusedämmung machen das System im Idle unhörbar. Auf Vollast können die insgesamt sieben verbauten Lüfter den Kühlluftdurchsatz deutlich steigern – um die über 300 Watt Heizleistung von CPU & GPU abzuführen – aber selbst hierbei ist primär das niederfrequente Luftrauschen zu hören.

(auch, wenn es hier so aussieht – das Gehäuse hat kein Fenster, sondern hier ist einfach die linke Seitenwand noch nicht montiert)

Die Performance

Was bringt die neue Workstation „Black Beast“ im Vergleich zur Alten „Black Box“ und meinem 13″ Ultrabook? Speziell in Lightroom.

Windows Leistungsindex

Fangen wir mit dem einfachen Windows Leistungsindex an, der sich immer noch (versteckt) in jedem Windows-System findet. Ursprünglich mit Vista eingeführt, um performance-kritische Komponenten zu identifizieren reicht er heute bis zum Maximalwert von 9,9. Er ist kaum noch relevant, da moderne Hardware sich ohnehin nur noch im oberen Bereich widerspiegelt und die Skala am Anschlag nicht mehr aussagekräftig auflöst. So ist z.B. selbst die Mittelklasse-Notebook Grafikkarte im Asus Ultrabook schon am „Spiele-Grafik“ Anschlag des Tests… dass die Grafikkarte in den Workstation um ein vielfaches leistungsstärker ist, wird gar nicht mehr aufgelöst. Aber der Test ist nun mal auf allen Windows-Systemen ohnehin vorhanden – da können wir ihn zumindest mal anschauen.

Geekbench 4

Der Geekbench 4 bietet sich für eine Beurteilung der Rechenleistung der CPU und der GPU an. Also genau die Werte, welche für Lightroom und Photoshop relevant sind (sofern die Grafikkarte für OpenGL-Berechnungen mit genutzt wird). Er ist für viele Plattformen erhältlich, so dass meine Windows 10 Workstation z.B. mit iMac Alternativen vergleichbar wird.

Man erkennt gut, dass ein einzelner Kern der 5. Generation der i7 Notebook-CPU fast die gleiche Rechenleistung liefert, wie die ältere Desktop CPU aus dem Jahr 2011 in der Core i5 Variante. Beim Multicore sind die vier realen Kerne des i5 dann aber doch noch deutlich der i7 Stromspar-CPU des Ultrabooks mit 2+2HT Kernen überlegen.

Die nochmal modernere Coffee Lake Architektur der i7-8700k, welche auch noch am höchsten taktet hängt dann aber schon im Single-Core die beiden anderen deutlich ab. Mit fast 6.000 Punkten bietet schon ein Kern fast die doppelte Rechenleistung der beiden älteren mit 3.500 bzw 3.600 Punkten. Alle sechs Kerne mit Hyperthreding (also 12 Threads zu 4) sind dann mehr als dreimal so leistungsfähig, wie der Ultrabook.

Auch die Grafikkarte der aktuellen NVidia-Generation bietet mehr als die doppelte Rechenleistung der alten Workstation und natürlich ein Vielfaches einer Notebook-GPU.

Ende 2018 gab es hier sogar nochmal ein Upgrade. Zum Bauzeitpunkt des System waren die Grafikkartenpreise wegen des Bitcoin-Mining Booms noch sehr hoch, so dass ich nicht mein, zum restlichen System passendes, Wunschmodell anschaffen wollte. Nach dem Platzen der Mining-Blase gingen die Preise in den Keller und die NVidia 1060 GPU auf einem günstigen Gigabyte-Board wurde durch eine 1070ti von MSI mit hochwertiger Metallbackplate und leiseren Lüftern getauscht… die noch dazu besser zum MSI Motherboard passt.

PassMark Performance Test 9.0

Ein weiterer, auf mehreren Plattformen verfügbarer, Benchmark ist PassMark.

Mein Asus Ultrabook schlägt sich mit erreichen des 63rd Percentile schon überdurchschnittlich (im Vergleich zu allen getesten Geräten in der PassMark Datenbank). Die CPU ist eher unterdurchschnittlich – wohingegen die SSD im Disk Mark im oberen Drittel landet.

Die „Black Box“ Workstation von 2011 ist schon schneller, als 79% der erfassten Messungen. Wieder ziehen Speicherperformance und Festplattensystem das durchschnittliche Ergebnis der alten CPU nach oben.

Und die neue „Black Beast“ Workstation gehört dann zu den 1% schnellsten bei PassMark erfassten Systemen. Alle Werte sind deutlich gesteigert.

Lighroom Praxistest

Abschließend dann noch ein Praxistest, wie die gesteigerte Performance in Lightroom unter realen Bedingungen ankommt. Hierzu durchlaufen alle System einen Testparkour, dessen Durchlaufzeit ich stoppe. Der Test wird manuell gestoppt und teilweise manuell von mir durchgeklickt… so dass er jetzt keinen hoch-wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht wird – aber doch einen guten Anhaltspunkt für die real fühlbare Performance beim Arbeiten mit den System gibt.

Das Testverfahren:

  • Ein neuer, leerer Katalog wird in Lightroom 6.14 angelegt
  • Testdaten sind 100 RAW+JPEG Bilder meiner Fujifilm X-T1 (16MP).
  • Diese 3,69GB an Daten werden über den SD-Kartenleser (USB 3.0) der Systeme importiert
  • Während des Imports wird mein Standard-Preset angewendet (Provia-Bildlook, 25% Schärfen).
  • Wenn der Import-Balken erlischt ergibt dies den ersten Messwert. Die Geschwindigkeit der Kartenlesers ist hier von nicht unerheblicher Bedeutung.
  • Lr erstellt nun die SmartVorschauen für die 100 RAW-Bilder. Dabei erkennt man gut, dass dieser Prozess alle verfügbaren Kerne und virtuellen HT-Kerne nutzt.
  • Der Abschluss des komplette Importvorgangs incl. Vorschau-Berechnung stellt den zweiten Messwert.
  • Für die „Schwuptizitätsmessung“ blättere und zoome ich jeweils in die ersten 20 Bilder – wobei ich warte, bis nach dem Zoom die Berechnung abgeschlossen und das Bild scharf ist. Im Anschluss das ganze nochmal im Rückwärtgang – wobei hier selbst bei dem 12GB Ultrabook noch alles aus dem Zwischenspeicher kommt und nichts berechnet werden muss. Die Gesamtdauer dieses Testlaufs ist der dritte Messwert.
  • Der vierte Messwert ist der JPEG-Export von 50 der Bilder, wobei sie auf 1920×1080 Pixel verkleinert und für den Bildschirm geschärft werden.

Wie man sieht, kann der Notebook beim Import noch ganz gut mit der alten Workstation mithalten, da der eingebaute Kartenleser anscheinend etwas schneller von der 90MB/s Kingston SD-Karte lesen kann und auch die SmartVorschau Erstellung den CPUs ähnliche Performance zeigt.

Beim Durchblättern & Zoom ist die Workstation 2011 dann schon deutlich im Vorteil. Vermutlich profitiert Lr6 hier schon von der deutlich schnelleren GPU, aber auch den bessern Rahmenbedingungen aus RAM und Disk-Performance.

Das Wichtigste aber – die neue Workstation hängt in allen Tests die anderen System deutlich ab. Teilweise braucht sie weniger, als die halbe Zeit für die gleiche Aufgabe. Die „Schwuptizität“ beim Durchblättern und dem 1:1 Beurteilen der Bilder ist nahezu ohne Wartezeiten. Ziel erreicht!

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